Sonderfolge: Michael Lentz und sein Roman „Schattenfroh“
F.A.Z. Bücher-Podcast - Un podcast de Frankfurter Allgemeine Zeitung - Les dimanches
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Am 20. August 2014 ist der Vater von Michael Lentz gestorben. In seinem Roman „Schattenfroh“ versucht der Dichter, den Verlust zu bewältigen, indem dem Verstorbenen eine Stimme verliehen, er zum Mitverfasser des Buchs gemacht wird. „Muttersterben“ von Michael Lentz, vor vielen Jahren nach dem Tod der Mutter entstanden, war radikal subjektiv und darin untröstlich, „Schattenfroh“ ist radikal suggestiv und damit zutiefst tröstlich. Ein Requiem eben. „Das ganze Buch, kapitellos über seine mehr als tausend Seiten hinweg“, schrieb Andreas Platthaus zum Erscheinen über das Buch, sei „ein Kunststück der Tempo- und Pathosvariation, zu der eben auch das Umkippen ins Komische und dann wieder ins Tragische gehört, zeitweise innerhalb eines einzigen Satzes. Aber hinter all der Virtuosität des Schreibens und des Lesens, hinter all dem Einfalls- und Geistreichtum, dem literarischen und kunstgeschichtlichen Zitieren, Collagieren und Montieren steht als Grundantrieb des Buchs die Fassungslosigkeit angesichts des Vatertodes. Es ist ein Paradox: Aus der völligen Passivität der Verlusterfahrung ist ein gewaltiges Prosawerk entstanden, dessen Erzähler aber immer noch als ein Gehetzter auftritt, der selbst vom Tod immer wieder ereilt wird.“ Im Frankfurter Literaturhaus hat Michael Lentz am 27. November 2018 aus seinem Buch gelesen – und mit Andreas Platthaus darüber gesprochen. „Schattenfroh“ von Michael Lentz ist im S. Fischer Verlag erschienen, hat 1008 Seiten und kostet 36 Euro.