Wohnungslosigkeit und medizinische Versorgung | Richard Rosenberger
5 Minus - Un podcast de Dr. Laura Dalhaus - Les mercredis

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Wie werden eigentlich Wohnungslose und Menschen, die auf der Straße leben, medizinisch betreut? Warum fallen sie politisch so durchs Raster?Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Richard Rosenberger aus Berlin, der als Sozialarbeiter beim Arztmobil arbeitet.Mit diesem fährt er und sein Team, das teilweise auch aus ehrenamtlichen Ärzt:innen besteht, zu Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und versorgen dort die Menschen, die auf der Straße leben und keine Krankenversicherung oder aus anderen Gründen keinen Zugang zum regulären Gesundheitssystem haben.Diese Menschen leiden oft unter schweren psychischen Erkrankungen und vielen Schicksalsschlägen, woraus eine Abwärtsspirale entsteht. Oder sie haben (bisher noch) keine regulären Anspruch auf eine Krankenversicherung in Deutschland, sind noch nicht lange oder illegal hier.Die medizinische Unterversorgung ist heftig, dazu gehören viele Wunderkrankungen, besonders an den Beinen. Die Wundheilung auf der Straße funktioniert halt nicht so gut wie in einer Wohnung. Dazu ist die Ernährung sehr schlecht.Außerdem ist es schwierig, die Menschen kontinuierlich zu behandeln. Dadurch wird auch die Chronifizierung höher und dann gibt es noch Probleme wie die Lagerung von Medikamenten.Die Bürokratie ist für wohnungslose Menschen oft besonders problematisch. Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen und Sprachbarrieren sorgen auch dafür, dass diese Menschen als „nicht wartezimmerfähig“ eingestuft werden. Sie werden in Arztpraxen abgelehnt, weil sie innere Erregung haben, Wundentzündungen so stark fortgeschritten sind, dass eine Geruchsentwicklung entsteht oder weil sie auch einfach Probleme damit haben, Termine einzuhalten.Zudem ist das Leben auf der Straße ein „Full-Time-Job“ – die Menschen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, sich Schlafplätze und Essen zu organisieren.Mit dem Artikel 1 im Grundgesetz hat dies wenig gemein. Dazu ist die Sensibilisierung der Gesellschaft sehr gering, viele werten Wohnungslose ab.Richard wünscht sich, dass diese Menschen in das Krankenversicherungssystem integriert werden und keine Parallelwelt entsteht.Das System dürfte nicht darauf ausgelegt sein, Geld zu verdienen. Laura ist der festen Überzeugung, dass das Geld im System reicht, um alle zu versorgen.Richard blickt teilweise hoffnungsvoll in die Zukunft, denn er hat das Gefühl, dass in bestimmten Gesellschaftsgruppen ein höheres Verständnis für Wohnungslose entsteht.Auf der anderen Seite hat er aber auch Angst vor den Kräften im politischen System, die wollen, dass die Diskriminierung genau dieser Menschen größer wird.Berlin sucht übrigens noch ehrenamtliche Ärzt:innen für das Arztmobil und die Praxis am Bahnhof Zoo. Meldet euch gerne direkt bei Richard oder bei Laura!2. Gesundheitsbericht zur medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung obdachloser und/oder nicht krankenversicherter Menschen in Berlin (2025)https://www.obdachlosigkeit-macht-krank.de/media/attachments/2025/04/30/cv-gesundheitsbericht-2025-web.pdfEmpfehlung der BAG Wohnungslosenhilfe:Niedrigschwellige medizinische Versorgungsangebote für wohnungslose Menschen im Gesundheitssystem etablieren und finanzieren (04/2025)https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/POS/POS_25_BAGW_Gesundheit_Niedrigschwellige_medizinische_Versorgungsangebote.pdfUnsere Projekte im Überblick